Meine Story zur Freiheit…
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Obwohl es unser natürliches Geburtsrecht ist, freie Menschen zu sein, ist es gleichzeitig der am meisten umkämpfte Wert in der Geschichte der Menschheit, oder? So viel Unterdrückung, Freiheitsberaubung, Entmündigung – auf allen Ebenen, in allen Schichten, zu allen Zeiten. Sobald ein Mensch bestimmte gesellschaftliche Kriterien nicht (mehr) erfüllt, wird er scheinbar automatisch zum Objekt, das man für die eigenen arroganten Zwecke missbrauchen darf. Menschen, die sich plötzlich im Recht sehen, anderen die Freiheit zu denken, zu lieben, zu glauben und zu leben abzusprechen.
Das Sklaventum ist nicht tot, es lebt in modernisierter Form weiter, denn (fast) niemand wird heute noch wirklich in Ketten gelegt. Das moderne Sklaventum fesselt unsere Herzen und Gedanken mental, mit dem gleichen Ergebnis. Wir bewegen uns nicht mehr. Geistig und körperlich. Sind wie eingefroren. Auf Automatik geschaltet. Jeden Tag ergeben wir uns unserem traurigen Schicksal und sehen keine Chance auf Veränderung. Wir sind mehr tot als lebendig. Ganz subtil. Fast unbemerkt. Das Geschäft läuft.
Und natürlich auch in meinem Leben. Die Freiheit war das, wofür ich am meisten kämpfen musste. Sie war nichts, was mir feierlich als Geschenk überreicht wurde. Eine Welt, in der du alles werden und tun konntest, was du wolltest? In der du frei sagen und fühlen konntest, was deine Seele dir gerade zeigen wollte? Als einziges Mädchen in einer patriarchalisch geführten Familie, mit Vater und Bruder, lernst du früh, was du als Mädchen darfst und was nicht.
In die Sekte der Zeugen Jehovas hineingeboren, die jeden sündigen Gedanken, noch bevor er gedacht wurde, emotional unter Strafe stellte, habe ich verlernt, frei zu denken und zu fühlen. Es gab einen klaren Rahmen, in dem ich mich bewegen durfte, und wenn ich das nicht tat, war das Sünde. Schon früh wagte ich jedoch einen heimlichen Blick hinter diesen Rahmen. Ich fand: „Gar nicht so schlecht.“ Es gefiel mir. Sah lebendig aus. Aufregend. Zufrieden sahen diese Menschen im Fernsehen aus, die außerhalb meiner Blase lebten. Jahrelang träumte ich jeden Tag heimlich davon, wie es wäre, wirklich frei zu sein.
Und gleichzeitig schien es unmöglich zu sein, da rauszukommen. Ich kannte fast niemanden außerhalb der Gemeinschaft, dem ich hätte vertrauen können, um dort zu leben. Alle innerhalb der Gemeinde würden sofort den Kontakt abbrechen. Wohin sollte ich gehen? Wie sollte ich mit dem wenigen Geld, das ich hatte, neu anfangen? Wo überhaupt? Einfach von heute auf morgen verschwinden? Unmöglich! Diese Fragen schleppte ich mit mir herum, schob sie jahrelang von links nach rechts und wieder zurück, ohne Antworten zu finden.
Bis ich 19 wurde…
Dann bin ich buchstäblich implodiert. Der erste Zusammenbruch meines Lebens. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Tagelang. Essen unmöglich. Schlafen sowieso nicht. Ich wollte nicht mehr leben. Innerhalb kürzester Zeit wurde ich zweimal zwangsweise in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Meine Eltern wussten sich nicht mehr anders zu helfen. Im inneren Kampf um die Freiheit habe ich sie äußerlich völlig verloren.
Ich weiß noch, wie oft ich aus dem Fenster sah, die Gitter davor, und mir bewusst wurde, wie unfassbar kostbar Freiheit ist. Wie demütigend, erniedrigend und emotional niederschmetternd es ist, gegen seinen Willen an einem Ort eingesperrt zu sein, der ein Abbild des persönlichen Horrors ist. Aber egal, wie sehr man sich aufbäumt, sie betäuben einen und man hat keine andere Wahl, als zu kapitulieren. Diese Erfahrung wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht.
Heute, 23 Jahre später, schreibe ich dir diese Zeilen. Der Beweis, dass ich überlebt habe. Mein Leben ist voller solcher Geschichten, die von der Sehnsucht nach Freiheit erzählen. Was ich dir mit meinen Geschichten sagen will, ist, dass ich weiß, wie es ist, unfrei zu sein. In seiner Umgebung, in seiner Sexualität, in seiner Berufung, in seinem Denken und Handeln, in seiner Position in der Gesellschaft. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn ein anderer Mensch Macht über dich ausübt, dir Dinge befiehlt und verbietet, die nicht deiner Wahrheit entsprechen.
Ja, etwas wird wertvoll, wenn man es oft entbehren musste. Aber es gibt noch etwas, das mich zur Freiheit treibt. Denn ich glaube, dass diese Urkraft, die wir Menschen in uns tragen, bei vielen ziemlich verkrustet im Keller liegt. Um unsere Schätze zu heben, brauchen wir so viel Freiheit wie möglich. In Freiheit miteinander üben. Sie bergen. Unsere Seele braucht diese Freiräume, um sich ausdrücken zu können.
Kein Mensch kann sich in einer Umgebung entfalten, die ihn in Ketten legt. Ist unsere Welt in diesem Zustand, weil wir gefesselt sind? Früher real, während der Sklaverei, heute noch genauso, nur subtiler und auf rein psychischer Ebene. Und vor allem durch uns selbst?
Aus einem ersten kühnen freien Gedanken
wurden Wunder…
Die Wunder wären verwehrt geblieben,
wäre dieser erste freie Gedanke nicht gewesen.
Nur eine freie Seele,
singt freie Lieder..
Lieder die beglücken..
Und das Herz entzücken..
Die verändern und öffnen..
Die anhalten und möchten
Uns sagen wie groß und stark wir sind..
wie unfassbar schön unsere Seele klingt..
Diese freie Seele …
wenn sie für das Leben singt..
Und am Anfang war die Freiheit..